„Wir freuen uns, dass wir unseren Schülerinnen und Schüler ein breit gefächertes Angebot aus Dienstleitung, Industrie und Handel unterbreiten können“, so Schulleiter Walter Rothaug beim Berufsinformationstag der Mittelschule Bad Neustadt. „17 kleine und große Betriebe aus der Region stellen sich vor und somit können wir die Jugendlichen bei der Suche nach der geeigneten Ausbildung ausreichend unterstützen“. Nach drei Jahren Corona-bedingter Zwangspause fand der Berufsinfotag für die Mädchen und Jungen ab der achten Jahrgangsstufe erstmals  wieder statt. Deutlich mehr Firmen hätte man aufnehmen können, doch die Kapazität der Räumlichkeiten sei erreicht, so Rothaug weiter, der um die schwierige Situation in den Ausbildungsbetrieben weiß.

„Wir stehen alle vor dem gleichen Problem, suchen händeringend nach Lehrlingen und Fachkräften“ fasst es Simon Kleinhenz, Techniker von RST Stahlbau Niederlauer stellvertretend zusammen. Dies gelte gerade für das kommende Ausbildungsjahr, wie von den teilnehmenden Firmen bestätigt wurde. Mit Praktikum und Ferienjobs wolle man den Jugendlichen den künftigen Arbeitsbereich näherbringen.

Für den 14- jährigen Maurice steht allerdings jetzt schon fest, „ich will auf alle Fälle draußen und mit den Händen arbeiten, vielleicht im Baugewerbe“. So konnte er sich vor Ort auf der Baustelle der Firma Zehe informieren, die die Sanierungsarbeiten an der Mittelschule vornimmt und den Schülern die Bauphasen näherbrachte.

 

Theresa aus der Klasse V1 begeisterte der Vortrag von ZF Schweinfurt: „Für die Azubis gibt es dort eine Kennlern-Woche mit den Ausbildern in der fränkischen Schweiz. Das soll für den Job motivieren und für einen guten Zusammenhalt sorgen,“ sagte sie. Den etwas umständlichen Weg von Bad Königshofen würde sie für ein Schnupperpraktikum in den Ferien gerne in Kauf nehmen.

 

Informationen aus erster Hand gab es von Lea Johannes, derzeit Einzelhandels-Azubi bei Pecht, die selbst vor einem halben Jahr noch die Schulbank der Mittelschule drückte. Sie klärte über die unterschiedlichen Arbeitsbereiche, Weiterbildungsmöglichkeiten und – für viele das Wichtigste – das Gehalt auf.

Passend zur Faschingszeit verköstigte die Bäckerei Schmitt aus Bad Neustadt die Anwesenden mit Krapfen und warb besonders für die Beruf des Bäckers und Konditors. „Gerade hier finden wir kaum Nachwuchskräfte, die meisten schreckt die Arbeitszeit ab“. Für Eva aus der 8b ist dies allerdings kein Ausschlusskriterium, „schließlich verdient man durch die Nachtzuschläge deutlich mehr“ gab sie zu bedenken.

 

Bei den Mädchen hoch im Kurs steht der Beruf der zahnmedizinischen Fachangestellten. Die beiden Mitarbeiterinnen von DentaMEDIC informierten über Einstellungsvoraussetzungen und Berufsaussichten. Die Giveaway-Tüten mit zuckerfreiem Kaugummi und Utensilien für die Zahnpflege kamen bei den Teilnehmerinnen des Vortrags gut an.

Der Großteil der befragten Mittelschüler will auch in Zukunft in der Region bleiben, nur wenige zieht es in die Ferne. Daher ist der Dienst an der Waffe im Ausland für die interessierten Jugendlichen beim Vortrag der Bundeswehr keine Option. „Eine Position in der Verwaltung könnten wir uns allerdings schon vorstellen, weil man einen sicheren Arbeitsplatz hat und als Frau das gleiche Gehalt bekommt“ so zwei Mädchen aus der Klasse 9cM.  „Da die Personaldecke der Bundeswehr mit derzeit 18500 Frauen aufgestockt werden soll, haben weibliche Bewerberinnen bei gleicher Qualifikation die deutlich besseren Chancen“.  Ähnlich sind die Berufsaussichten auch bei der Polizei, wie Einstellungsberaterin Bianca Rittelmeier aus Bad Kissingen bestätigte. Mit Szenen aus dem Polizeialltag ließ sie die Schülerinnen und Schüler in die Rollen der Beamtinnen und Beamten schlüpfen.

 

Für den sozialen Bereich stellte der Heimathof Simonshof seine Berufsmöglichkeiten vor. Neben der der Ausbildung in der Altenpflege können Jugendliche dort auch zum Bürokaufmann im Gesundheitswesen und als Koch ausgebildet werden.

„Trotz des großen Interesses am Berufsinfo-Tag können sich viele unserer Schüler den Schritt in die Arbeitswelt noch nicht richtig vorstellen“, weiß Silke Patermann, Lehrerin in einer zehnten Klasse, die die Organisation der Veranstaltung federführend übernahm. „Das liegt am noch jungen Alter – manche sind ja gerade erst 15 Jahre – aber auch an der Bereitschaft ein gewohntes Umfeld zu verlassen“, gibt sie zu bedenken.