Immer ein offenes Ohr für die Schüler

Für die Probleme der Schüler nahm sie sich Zeit: Silke Elzenbeck hat 12 Jahre als Schulsozialarbeiterin in Bad Neustadt gearbeitet. Sie hinterlässt eine große Lücke.

Text und Foto von Michaela Greier

Silke Elzenbeck, die Schulsozialarbeiterin der Mittelschule Bad Neustadt, hat nach 12 Jahren Abschied genommen: „Natürlich gehe ich mit einem weinenden Auge, habe ich doch die Menschen und die Region hier in mein Herz geschlossen. Die vergangenen Jahre hier waren vielseitig, prägend, herausfordernd und sind mit zahlreichen schönen Begegnungen verbunden.“

Wie ein Lauffeuer hat es sich in den letzten Tagen unter den Schülerinnen und Schülern herumgesprochen, dass die beliebte Schulsozialarbeiterin Bad Neustadt auf eigenen Wunsch hin verlässt. Es zieht sie zurück in die Heimat. In Karlstadt wird sie als Leiterin eines Schülerhorts ein neues Betätigungsfeld antreten.

Silke Elzenbeck nahm sich Zeit für die Schüler

„Silke hat mit ihrem Wesen, mit der Art der Gesprächsführung, mit ihrer Sensibilität eine große Wirkung auf die Jugendlichen und hinterlässt bei uns eine riesige Lücke“ so Rektor Stephan Zimmermann, der damit der gesamten Schulfamilie aus der Seele spricht. In einer kleinen Feierstunde dankte er Elzenbeck für die unzähligen Beratungsgespräche und Hilfestellungen mit Schülern und Eltern. „Du hattest immer ein offenes Ohr und hast dir Zeit genommen für die unterschiedlichen Probleme der Schüler und sie in ihrer persönlichen Entwicklung ge- und bestärkt“, lobte er.

„Die Aufgaben der Schulsozialarbeit sind sehr vielschichtig und haben deutlich zugenommen“, beschreibt die Karlstädterin ihr Berufsfeld. Gerne erinnert sie sich an die Ein- oder Mehrtagesfahrten mit den Kindern aus dem Ganztagsbereich, an die Einführung eines Klassenrates oder die Einrichtung von Ruhe- und Aktivräumen. „Auch Beschäftigungsmöglichkeiten mit kleinen Dingen, die nichts kosten, setzen Impulse. Schule sollte ein Raum sein, in dem sich Kinder wohl und sicher fühlen.“

Dabei sei das Miteinander mit den Lehrkräften von großer Bedeutung. „An der Mittelschule wird dies vorgelebt, das Klassenlehrerprinzip ist für unsere Schülerinnen und Schüler äußerst wichtig. Viele von ihnen brauchen eine Bezugsperson, die sie im häuslichen Umfeld aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr haben.“

Immer mehr Beratungsangebote erforderlich

Die Themen Einstiegsdrogen, Probleme in der Pubertät, Einsamkeit und Mobbing bekamen dank Silke Elzenbeck einen großen Raum in Workshops für alle Jahrgangsstufen. So hat sie durch die Zusammenarbeit mit der Caritas, der Erziehungsberatung, dem Jugendamt und der Polizei ein enges Netzwerk geknüpft und mit ihnen viele Projekte durchgeführt. „Dies wird auch dringend gebraucht“, meint sie. „Die Gesetzeslage hat sich dahingehend verbessert, dass jetzt auch in den Grundschulen Jugendsozialarbeiter eingestellt werden, um deutlich früher individuell mit den Kindern zu arbeiten.“

Denn in den letzten Jahren hätten sich ihre Tätigkeiten extrem verändert, es gäbe nun viel mehr Einzelfälle, um die man sich kümmern müsse. Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, Schulabsentismus, Jugendliche aus Kriegsgebieten – um einige aufzuzählen – sind ihre täglichen Aufgabengebiete und stellen alle Verantwortlichen an den Schulen vor immer größere Herausforderungen.

Die Kinder brauchen Vorbilder zur Orientierung

„Die Lebensgeschichte der Schüler, die mit Flucht, Gewalt und Armut umgehen mussten, die Frage, um welches Kind kümmere ich mich zuerst, treibt mich um“, beschreibt die 53-Jährige ihren Zwiespalt. „Man kann nicht allen gleich gerecht werden. Aber alle sollen ja in diesem, unserem System zurechtkommen, ganz egal welche existenziellen Probleme oder kulturellen Unterschiede sie haben.“

Eine weitere Problematik im Schulalltag sei der Umgang mit den Medien und den sozialen Netzwerken, deren extrem angestiegene Nutzung mit in die Klassenzimmer getragen werde. „Manche Kinder können die Inhalte oft nicht verarbeiten, suchen nach Unterstützung.“ Dazu brauche es Vorbilder zur Orientierung und vor allem die Eltern, die mit am gleichen Strang ziehen. „Dies betrifft aber alle anderen Schularten ebenso“, sagt die Jugendsozialarbeiterin.

Abschied mit Wehmut

Zum Ausgleich vom Job zieht es die Sozialarbeiterin gerne in die heimischen Wälder. „Bei meinen oft stundenlangen Spaziergängen gelingt es mir leichter, die Sorgen und Nöte der Kinder zu verarbeiten“, berichtet sie. Schließlich nähme man so manchen Fall im Kopf mit nach Hause. Und natürlich gibt es für Silke Elzenbeck auch zahlreiche schöne Erlebnisse in ihrem Job – „ein Dankeschön von den Kindern, die positive Entwicklung, die man sieht, die Besuche nach deren Schulaustritt“, erzählt sie. „Das gibt Kraft im Alltag.“

Ihre Zeit in Bad Neustadt wird ihr unvergesslich bleiben, sagt Silke Elzenbeck. „Bei aller Freude auf meinen neuen Job, ich werde die Schule, die Kinder und das Kollegium sehr vermissen.“